Einbruch des Ausbaus der Windkraft in Europa an Land um 40 Prozent
Negative Auswirkungen der Ausschreibesysteme in Europa zeichnen ein trübes Bild für die Windbranche
In vielen Ländern Europas wurden in den letzten Jahren die Förderbedingungen für erneuerbare Energien verändert und dabei auf Ausschreibungen umgestellt. Nun zeigt sich die Wirkung: ein radikaler Einbruch des Windkraftausbaus. „Österreich muss solche Fehler beim ‚Erneuerbaren Ausbau Gesetz‘ jedenfalls vermeiden.“, fordert Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft und weist einmal mehr auf den engen Zusammenhang der Einführung von Ausschreibungen mit dem starken Ausbaurückgang der Windkraft in Europa hin.
Bild: © GWEC
2018 wurden in der EU 10,1 GW Windkraftleistung an Land und am Meer neu errichtet. Dies entspricht einem Ausbaurückgang von 32 Prozent. An Land wurden lediglich 7,5 GW errichtet. Damit kam es im letzten Jahr zu einem regelrechten Einbruch des Windkraftausbaus an Land um unglaubliche 40 Prozent. So wenige Windräder wurden das letzte Mal in der EU an Land vor zehn Jahren errichtet. In zwölf EU Staaten wurde kein einziges Windrad installiert. „Leider sind die Befürchtungen eingetreten. Die Änderungen der Fördersysteme mit der Einführung von Ausschreibungen behindern den Ausbau der Windkraft stark“, bemerkt Moidl. Im heute veröffentlichten Bericht von WindEurope, der Branchenvertretung der Windenergie in Europa, ist hierzu folgendes zu lesen: „Der niedrige Ausbau spiegelt die Änderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen wider, die die europäischen Mitgliedstaaten durchgeführt haben, seitdem die geltenden Leitlinien für Umweltbeihilfen eingeführt wurden. Seit 2016 haben diese in vielen Ländern zur Einführung von Ausschreibesystemen geführt. Dadurch wurde die Situation für Windkraftprojekte und deren Genehmigung so geändert, dass es im Ergebnis zu einer Verlangsamung des Windkraftausbaus geführt hat.“
Kraftwerksausbau auf erneuerbare Energien beschränkt
Der gesamte Kraftwerkszubau in der EU war mit 20,7 GW 2018 extrem niedrig. So wenige Kraftwerke wurden das letzte Mal 2003 errichtet. 95 Prozent der zugebauten Kraftwerke wurden durch erneuerbare Energien abgedeckt, 49 Prozent des Ausbaus waren Windkraftwerke. Die Leistung von Kohlekraftwerken wurde netto um 1,5 GW verringert, jene der Ölkraftwerke um 0,7 GW. „Auch wenn es erfreulich ist, dass beinahe ausschließlich erneuerbare Energien ausgebaut wurden, ist es doch erschreckend, wie stark die Ausbaurate abgenommen hat, wo doch die Klimakrise einen viel stärkeren Ausbau erfordert“, bemerkt Moidl.
„Erneuerbaren Ausbau Gesetz“ darf Fehler aus Europa nicht wiederholen
In Österreich muss mit dem „Erneuerbaren Ausbau Gesetz“ ein stabiler und funktionstüchtiger Rahmen für einen starken Ausbau der erneuerbaren Energien geschaffen werden. „Die marktwirtschaftliche Orientierung neuer Fördersysteme mit gleitenden Marktprämien hat sich in vielen Ländern bewährt und sollte daher auch für Österreich zur Anwendung kommen. Auf Grund der schlechten Erfahrungen in Europa sollte aber die Ermittlung der Förderhöhe administrativ festgelegt werden und auf Ausschreibungen jedenfalls verzichtet werden“, so Moidl. „Der erschreckende Ausbaurückgang des letzten Jahres zeigt das Scheitern der Ausschreibungen sehr deutlich.“ Um das Ziel der Bundesregierung der 100 Prozent erneuerbaren Stromversorgung zu erreichen, muss auf jene Systeme zurückgegriffen werden, die bereits bewiesen haben, dass sie einen starken Windkraftausbau effizient ermöglichen können. „Ein Herumexperimentieren am Fördersystem können wir uns nicht erlauben“, bemerkt Moidl abschließend.
Rückfragehinweis
Martin Jaksch-Fliegenschnee
Mobil: +43 (0)660/20 50 755
m.fliegenschnee@igwindkraft.at
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