Windenergie für mehr Unabhängigkeit
Verdreifachung der Windstromproduktion bis 2020 möglich
Wien, 22. Jänner 2009. Die Energieversorgung mit Gas geht unsicheren Zeiten entgegen. Nur erneuerbare Energien können langfristig eine sichere Energieversorgung gewährleisten. Allein die Windkraft könnte 2020 10% des österreichischen Strombedarfes decken.
Letztes Jahr konnten allerdings nur sieben Windkraftanlagen errichtet werden. Den Forderungen nach mehr Eigenständigkeit, die in den letzten Tagen auch von Seiten der Politik zu hören waren, müssen jetzt Taten folgen: Die IG Windkraft fordert mehr Anstrengungen für ein rasches Inkrafttreten der beschlossenen Ökostromnovelle, Einspeistarife auf Europa-Niveau und eine engagierte Umsetzung der neuen EU-Richtlinie für Energie aus erneuerbaren Quellen. Sonst werden die Ziele erst in 180 Jahren erreicht.
Unabhängig vom Russland-Ukraine-Konflikt nimmt die Förderung aus den bestehenden russischen Gasfeldern rapide ab, die Türkei stellt die Nabucco-Pipeline infrage und die LNG-Technologie führt zu verstärktem Nachfrage-Wettbewerb, wobei der Ausbau der Gasinfrastruktur nicht mehr mit dem Verbrauchsanstieg mithalten kann. Auch wenn die aktuelle Krise zwischen Russland und der Ukraine beigelegt scheint, ist dies keine Lösung. Wir müssen jetzt schon für die nächste Krise vorsorgen. Immer mehr Experten gehen davon aus, dass die Russen ihren eigenen Verbrauch vorrangig bedienen müssen, weil sie aus ihren alten Gasfeldern nicht mehr genug Gas für den Export liefern können, gibt Mag. Stefan Hantsch, Geschäftsführer der IG Windkraft, zu bedenken. Und weiter: All diese Fakten lassen nur einen Schluss zu: Die heimische, unabhängige Energieerzeugung muss rasch ausgebaut werden.
Energieversorgung auf unabhängige Beine Stellen
Eines der wichtigsten Ausbaupotenziale im Strombereich hat die Windkraft: Sie kann bis 2020 von derzeit 995 MW auf 3.500 Megawatt (MW) ausgebaut werden. Die Anlagen würden dann statt bisher zwei Terawattstunden (TWh = 1. Milliarde kWh) über sieben TWh erzeugen, was 10% des heimischen Stromverbrauchs entspricht. Der Ball liegt bei der Bundesregierung, stellt Mag. Stefan Hantsch fest und verweist darauf, dass durch Einsatz modernster Technik für die Verdreienhalbfachung der Produktion nur die Steigerung der Anlagenzahl von derzeit 618 auf ca. 1100 Anlagen notwendig wäre.
Bei derzeitiger Ausbaugeschwindigkeit werden EU Ziele erst in 180 Jahren erreicht
Bedauerlicherweise wurde der Windkraft-Ausbau durch die Ökostromgesetzesnovelle 2006 drastisch eingeschränkt. Im Jahr 2007 wurden nur zehn Windkraftanlagen mit insgesamt 19,5 MW und im Jahr 2008 lediglich sieben Anlagen mit insgesamt 14 MW errichtet. Unter dem ursprünglichen Ökostromgesetz konnten in den Jahren 2003 bis 2006 durchschnittlich 100 Anlagen mit 200 MW pro Jahr zugebaut werden. Damit ist der Ausbau durch die verpatzte Ökostromnovelle 2006 auf ein Zehntel des früheren Wertes gesunken. Ähnlich sieht es auch bei anderen Ökostromanlagen aus.
Mit der aktuellen Ausbaugeschwindigkeit benötigen wir 50 Jahre, um das Ökostromgesetz-Ziel von 700 MW Windkraft zu erreichen, das dort für 2015 vorgesehen ist. Die sieben Terawattstunden, die wir zur Erfüllung des EU-Zieles im Jahr 2020 brauchen, wären erst in 180 Jahren erreicht, kritisiert Hantsch.
Trotz der Ökostromnovelle vom Juli 2008 ist weiterhin Stillstand beim Ökostromausbau angesagt. Die Novelle muss noch von der EU-Kommission bewilligt werden. Das Verfahren zieht sich in die Länge, eine Bewilligung ist derzeit nicht absehbar. Es ist nur eine Frage des politischen Willens, dass Ökostromanlagen ausgebaut werden können. Die österreichische Regierung muss engagiert in Brüssel auftreten. Im Notfall, wenn diese Novelle nicht genehmigungsfähig ist, muss der Nationalrat ein neues Gesetz beschließen. Auch in allen anderen Mitgliedstaaten gibt es EU-konforme Ökostromgesetze, so Dr. Ursula Nährer, die bei der IG Windkraft für rechtliche Fragen zuständig ist. Wir brauchen ohnehin eine Novellierung des Ökostromgesetzes, da Österreich die neue EU-Richtlinie mit ihren ehrgeizigen Zielen bis Mitte 2010 umzusetzen hat, so Nährer weiter, die eine Einbindung der Ökoenergievertreter bei der anstehenden Erarbeitung des österreichischen Nationalen Aktionsplanes nach der EU Richtlinie verlangt.
Rückfragehinweis:
Mag. Stefan Moidl, IG Windkraft, Tel. +43 676 3707820
Informationen zur Windkraft auf einen Blick:
Anfang 2009 liefern 618 Windräder mit einer Gesamtleistung von 995 MW Elektrizität ins österreichische Stromnetz. Diese Anlagen erzeugen ca. 2,1 Milliarden Kilowattstunden (=2,1 TWh - Terrawattstunden) sauberen Strom. Das ist Strom für rund 570.000 Haushalte. Insgesamt sparen alle Windkraftanlagen Österreichs 1,3 Mio. Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr ein.
Eine moderne Windkraftanlage hat zwei MW (MW= Megawatt) Leistung, hat eine Turmhöhe von ca. 100m, 80 bis 90m Durchmesser und erzeugt rund 4,2 Mio. kWh. Das entspricht dem Strombedarf von rund 1.200 Haushalten.
Die CO2 - Einsparung eines Windrades in einem Jahr ist ebenso groß, wie wenn rund 1.500 ÖsterreicherInnen im selben Zeitraum auf ihr Auto (mit der durchschnittlichen Fahrleistung von 12.000 km) komplett verzichten.
Die österreichische Windkraftzulieferindustrie ist führend in den Bereichen Steuerungen, Windkraftgeneratoren, Windkraftanlagendesign und High-Tech-Werkstoffe. Das Exportvolumen beträgt derzeit über 300 Mio. . Tendenz stark steigend.
Die IG Windkraft ist die Interessenvertretung der österreichischen Windbranche. Betreiber mit 90% der gesamten Windkraftleistung sind Mitglied der IG Windkraft, darüber alle wichtigen Firmen, die im Bereich Windkraft in Österreich tätig sind.
Weltweit gibt es derzeit rund 115.000 MW Windkraftleistung. In Europa sind ca. 64.000 MW am Netz.
2007 war Windkraft erstmals die Nummer 1 beim Ausbau von neuen Kraftwerkskapazitäten in Europa. (Windkraft +8.500MW; Gas +8.100 MW)
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