Der Mann, der den Wind am Berg nutzt

In der Serie „Wind-Menschen“ stellen wir Ihnen diesmal Friedl Kaltenegger vor, der den Strom für sein Schi- und Wandergebiet Salzstiegl mit zwei Windrädern erzeugt

Wo liegt das Salzstiegl und was kann man dort unternehmen?

© Friedl Kaltenegger
 © Friedl Kaltenegger

Friedl Kaltenegger: Das Salzstiegl liegt auf der Stubalpe in der schönen Weststeiermark, eine knappe Autostunde von Graz entfernt. Mit meiner Familie betreibe ich dort im Winter ein Schi- und Rodelgebiet. Im Sommer kommen die Wanderer und Aktivurlauber zu uns. In unserem Gasthof Moasterhaus auf 1.320 Meter Seehöhe gibt es 40 Zimmer und ein Restaurant sowie modernst ausgestatte Seminarräume. Außerdem durften wir zum Teil auf den Schipisten einen 20 Hektar Trialpark errichten, der im Sommer genutzt wird. Die Gäste kommen mit eigenen Trialmotorrädern oder borgen sich welche bei uns aus. Mit unseren Trainern lernt man das Offroad-Fahren mit dem Motorrad. Schwitzen ist nirgends so lustig wie beim Trialfahren. Es ist aufregend.

Wie wird man Betreiber eines Schigebietes?

So wie in vielen Familien habe auch ich das Gebiet von meinem Vater übernommen. Er hat die Lifte und Pisten gebaut und einige Gebäude. Zum Glück habe ich meine Frau Regina kennengelernt. Sie ging mit und arbeitet seither, also seit 1990, hier mit mir am Salzstiegl. Wir betreiben das Schigebiet mit fünf Liften und 82 Beschneiungsmaschinen, das Selbstbedienungsrestaurant Moasterboden und den Gasthof Moasterhaus sowie die zwei Kilometer lange Rodelbahn und die Windräder.

Wie sind Sie auf die Idee mit den Windrädern gekommen?

Die gesamte Infrastruktur des Schigebietes – Lifte und Seilbahnen, die Beleuchtung der Rodelbahn, der Gasthof und die Almhütten – braucht natürlich viel Strom. Auf der Suche nach einer effizienten und umweltverträglichen Lösung bin ich dann auf die Windenergie gestoßen. Wind ist bei uns am Berg genug vorhanden. Im Winter geht mehr Wind als im Sommer, und der Wind weht auch in der Nacht. Der Wind ist eine komplett saubere Energie, die wir nicht importieren müssen.

Sie haben sich für Leitwind-Anlagen entschieden?

Die Firma Leitner kannte ich schon lange als kompetenten und verlässlichen Seilbahnbauer, also als Leute, die sich am Berg auskennen. Deswegen haben wir im Herbst 2007 auf 1.700 Meter Seehöhe die erste Windkraftanlage der Firma Leitwind aufgestellt. Jetzt stehen bei uns eine LTW77 und eine LTW80 mit je 1,5 MW.

Ist Ihre Kalkulation letztendlich aufgegangen?

Mit den beiden Windrädern erzeugen wir heute fünfmal so viel Strom, wie wir für den Eigenbedarf, also für die gesamte Infrastruktur des Schigebietes brauchen. Den Überschuss verkaufen wir ans öffentliche Netz. Der Erlös davon geht an die Bank, wir müssen die Windräder ja selbst bezahlen. Wir haben das Geld ja von der Bank bekommen – und die will es mit Zinsen wieder zurück. Mit der Windkraft haben wir einen neuen Weg zur Stromversorgung von Schigebieten beschritten, der es möglich macht, den immer energieintensiveren Liftbetrieb zu ökologisieren.

Wie haben Ihre Gäste die Windräder am Berg aufgenommen?

Die meisten unserer Gäste sind technischen Neuerungen gegenüber sehr aufgeschlossen; sie wissen, dass der ganze Berg nur mit viel Technik funktioniert. Sie wissen aber auch, dass Windstrom sauber ist. Windräder sind weithin sichtbar, aber solange sie sich drehen, ist das für die Leute in Ordnung. Ich finde, dass sich Schigebiete für die Windkraftnutzung ideal eignen. Sie befinden sich durchwegs in Höhenlagen, wo es viel Wind gibt, und die erforderliche Infrastruktur – ausgebaute Wege und Stromnetz – ist bereits vorhanden. Außer dem Salzstiegl nutzt noch kein anderes Schigebiet die Windkraft. Manchmal denke ich dann: Bin ich der Spinner oder sind es die anderen?

Haben Sie noch weitere Pläne für Ihre Energieversorgung?

Wir hoffen, unsere Beschneiungsteiche oben und unten für ein kleines Pumpspeicherkraftwerk nutzen zu können. Die Idee ist, Wasser mit Windkraft hochzupumpen und bei Bedarf wieder herunterzulassen. Ein großes Problem kommt jetzt aber leider. Das Ökostromgesetz bewertet den Strom aus Erneuerbaren nach der Förderperiode gleich wie aus Atom- oder Kohlekraftwerken. Unser Vertrag mit der OeMAG läuft aus und wir bekommen dann voraussichtlich nur mehr 2,75 Cent/kWh statt wie derzeit 7,55 Cent/kWh. Und damit können wir nicht einmal mehr die laufenden Kosten des Windrades bezahlen, geschweige denn die Bank bedienen. Mit einem kleinen Pumpspeicher hoffen wir, den sauberen Strom aus den Windrädern doch noch zu veredeln und zu einem akzeptablen Preis zu verkaufen, oder selbst zu verbrauchen.


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Dieser Artikel erschien in unserer Mitglieder-Zeitung "windenergie". Da viele der Artikel im Umfang für die Homepage optimiert wurden, empfehlen wir den Download des Original-Artikels.