Der Mann, der in Oberösterreich frischen Wind machen will

Porträt Richard Niederreiter

Windmensch Richard Niederreiter

Bild: © IGWBild: © IGW

Können Sie uns anfangs über Ihren beruflichen Werdegang berichten?

Zuerst habe ich eine Lehre als Elektromechaniker und Maschinenbauer absolviert und einige Jahre in diesem Metier gearbeitet. Anschließend war ich zehn Jahre lang in der Akademie der Wissenschaften als Techniker am Institut für Limnologie – also der Wissenschaft von Binnengewässern – in Mondsee tätig. Hier bin ich ja geboren und hier lebe ich. In dieser Zeit habe ich auch die Meisterprüfung gemacht und mich schon damals für erneuerbare Energie interessiert.

Womit haben Sie sich als Techniker beschäftigt?

Eine meiner Aufgaben war, ungestörte Proben aus den Sedimentschichten von Seen zu entnehmen. Daraus sind dann spezielle Geräte für die sogenannte Paleolimnologie entstanden, mit denen man solche Sedimentkerne einfach und sauber geschichtet entnehmen kann.
Mit modernen Methoden kann man aus diesen Ablagerungen die klimatischen Bedingungen in der Vergangenheit rekonstruieren und so zehntausende Jahre oder wie in Vulkankratern oft hunderttausende Jahre zurück historisches Wissen über das Klima gewinnen.

Sie haben dann den Gang in die Selbständigkeit gewählt?

Ja, 1991 habe ich hier in Mondsee meine eigene Firma Uwitec gegründet. Seit zwei Jahren führen meine Söhne das Unternehmen, aber ich helfe als Pensionist weiter mit. So werde ich im März im Auftrag der Uni Köln in Israel am See Genezareth Bohrungen machen. Durch meine Arbeit bin ich auf der ganzen Welt herum- und mit der Klimaforschung in Kontakt gekommen. 2017 war meine letzte große Expedition in Sibirien. Es ist extrem besorgniserregend, mitanzusehen, wie dort der Permafrostboden aufschmilzt. Und viele solcher Prozesse sind leider unumkehrbar.

Sind Sie deswegen in Ihrer Heimatregion aktiv geworden?

Dafür gab es einen konkreten Anlass. Seit 2015 existiert hier im Saurüsselwald nördlich des Mondsees ein fertiges Projekt der Österreichischen Bundesforste für einen Windpark mit zehn Anlagen. Gegen dieses Projekt gab es heftigen medialen und politischen Widerstand. Sie müssen wissen: Der Windmasterplan Oberösterreich aus dem Jahr 2012 enthielt 27 Vorrangzonen. 2017 wurde er von denselben Landesbeamten überarbeitet, und herausgekommen sind 27 Verbotszonen. Und auch die oberösterreichischen Medien verleugnen völlig regierungskonform das große Windkraftpotenzial in Oberösterreich.

War das der Anlass, den Sie gemeint haben?

Der Anlass war, dass eigens angereiste Windkraftgegner, auch ein langjähriger Alpenvereinsfunktionär, der als Wanderprediger in ganz Österreich gegen die Windkraft unterwegs ist, bei uns sogenannte Informationsveranstaltungen abhielten. Mit abstrusesten Theorien und völlig unrichtigen Aussagen wurde Stimmung gegen dieses Windparkprojekt gemacht, was wiederum von den Medien bereitwillig aufgegriffen wurde.

Und was ist in der Folge dann weiter passiert?

Aus den heftigen Diskussionen über das Windparkprojekt, das auch von der Landesregierung bekämpft wurde, hat sich eine Gruppe von etwa 30 Personen zusammengefunden. Wir wollten uns dieses Projekt nicht einfach so abschießen lassen. Also haben wir den Verein Energievision Attergau-Mondseeland gebildet. Wir haben Info-Veranstaltungen mit mehreren hundert Leuten abgehalten, in denen wir versucht haben, die Diskussion zu versachlichen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, diese ganzen Fehlinformationen, die verbreitet werden und bei den Leuten, aber auch in der Politik meinungsbildend wirken, aufzuklären und stattdessen seriöse, faktenbasierte Informationen zu liefern.

Nun sind Sie auch Obmann der Alpenverein-Sektion Mondsee: Wie geht sich das für Sie aus?

Der Alpenverein mit seinen 660.000 Mitgliedern ist zum Schutz der Alpen da. Aber nur als Beispiel: Das Gebiet des Windparks Saurüssel liegt ganz klar außerhalb der Alpenkonvention. Ich diskutiere innerhalb des Alpenvereins oft mit höherrangigen Funktionären, die dann so tun, als wäre ich der einzige Befürworter der Windkraft. Bei der letzten Hauptversammlung mit über 400 Obleuten wurde über das Windparkprojekt Windsfeld nördlich des Tauerntunnels gejammert. Ich habe dagegengehalten und gesagt, dass der Alpenverein seine Position auf vernünftige und nicht auf emotionale Argumente gründen sollte. Denn Umwelt- und Klimaschutz müssen Hand in Hand gehen. Dafür habe ich von der Versammlung einen Riesenapplaus bekommen. Also bin ich doch nicht der einzige Befürworter des Ausbaus erneuerbarer Energien.

Zur Person

Richard Niedereiter ist Obmann des Vereins Energievision Attergau-Mondseeland und Obmann der Alpenverein-Sektion Mondsee.

Weiterführende Links

Website Energievision Attergau-Mondseeland
Facebook-Seite Energievision Attergau-Mondseeland


_____
Die Serie "Windmenschen" erscheint in unserer Mitglieder-Zeitung "windenergie". Porträtiert werden verschiedene Menschen, die in der Windbranche arbeiten - meist "aktiv", direkt am Windrad.