Der Mann, der seine Leidenschaft für erneuerbare Energie lebt
Porträt Martin Voggenberger
Windmensch Martin Voggenberger
Bild: © IGWWas war Ihr Motiv, sich in der Politik zu engagieren?
Martin Voggenberger: Mich hat schon in jungen Jahren immer interessiert, mitzugestalten, mitzuentscheiden, und nicht von den hinteren Rängen aus zu kritisieren. Deswegen habe ich mich schon früh in der Landjugend, der Jungen ÖVP und bei der Feuerwehr engagiert. Dabei bin ich immer mehr auf den Geschmack gekommen, auch durch meine Funktionen beim ÖAAB und als Parteiobmann. Und irgendwann habe ich mir gesagt: Warum nicht auch Bürgermeister werden! Und ich habe diesen Schritt niemals bereut.
Als Bürgermeister haben Sie das Windparkprojekt Munderfing tatkräftig mitgetragen.
2004 haben wir in der Gemeinde ein Energiekonzept geschnürt, um unseren Verbrauch mit erneuerbaren Energien zu erzeugen. Der damalige Amtsleiter Erwin Moser und Joachim Payr, Geschäftsführer der Energiewerkstatt (heute EWS), waren federführend. Und die Windkraft war eine klare Option. Die beiden waren die Initiatoren und wesentlichen Betreiber, und als ich 2008 Bürgermeister geworden bin, habe ich das Projekt politisch voll unterstützt.
Wie wird euer Windpark im Wald heute wahrgenommen?
Unser Windpark ist heute ein Ausflugsziel für die gesamte Region. Wir konnten durchbringen, dort eine Mountainbike-Strecke anzulegen, die von allen Altersgruppen häufig genutzt wird. Um den Windpark weiter zu beleben, haben wir 2015 dort unseren „Generationenwald“ angelegt. Für alle in einem Jahr in unserer Gemeinde geborenen Kinder wird jährlich der Baum des Jahres gepflanzt: heuer eine Linde. Dieser Baum soll symbolisch für das neue Leben, gleichzeitig aber für die nachwachsende erneuerbare Energie stehen. Jährlich laden wir alle Eltern mit ihren Neugeborenen zu einem kleinen Willkommens-Picknick dorthin ein.
Sie waren nicht immer Politiker. Was haben Sie vorher gemacht?
Von meinen Eltern habe ich einen kleinen landwirtschaftlichen Hof übernommen, aber mit der Viehhaltung haben wir schon lange aufgehört. Heute bewirtschaftete ich eine Waldfläche von vier Hektar. Ich bin gelernter Tischler und habe 18 Jahre gern in diesem Beruf gearbeitet. Anschließend war ich zehn Jahre lang Schulwart in der früheren Haupt-, jetzt Mittelschule in Munderfing. Und seit 14 Jahren bin ich hauptberuflich Bürgermeister unserer Gemeinde.
Was können wir über Sie als Privatperson noch erfahren?
Ich bin wie gesagt gelernter Tischler, und das ist auch meine Leidenschaft. Das taugt mir, das mache ich gern, aber heute nur mehr im kleinen Rahmen. Verbindend ist das Thema Holz. Ich bin leidenschaftlich gern im Wald, sei es, um Bäume zu setzen, den Wald zu pflegen oder Bäume zu fällen, wenn das notwendig
ist. Ich mache das Holz für die ganze Familie. Wir haben eine Hackschnitzelheizung, an die alle vier Häuser unserer Familie mit einer Nahwärmeversorgung angeschlossen sind. Unser eigenes Holz ist unser Energielieferant, mit dem wir unsere Häuser heizen.
Verraten Sie uns noch andere Leidenschaften?
Holz im gesamten Kreislauf – das ist meine Leidenschaft: vom Baumsetzen über das Baumfällen bis zur Veredelung in allen Belangen. Ich habe zu Hause ein Lager mit 16 verschiedenen Holzarten. Nicht nur die Frucht eines Obstbaums kann man veredeln, sondern auch das Holz. Wir haben hier in Munderfing eine tolle Edelobstbrennerei, und dazu fertige ich Verpackungen aus Holz. Da ist dann eine Flasche feinster Zwetschgenbrand elegant in einer Kiste aus Zwetschgenholz drinnen. Verschiedene Accessoires aus Holz zu fertigen – da lebe ich auf, dafür schwärme ich.
Sie bringen auch ihre Anliegen zu Windkraft und Erneuerbaren immer sehr leidenschaftlich vor.
Das ist sicher so, weil wir mit dem Windparkprojekt sehr viel erlebt haben, sehr viele Emotionen im Spiel waren, wir auch viele Schwierigkeiten überwinden mussten und konnten. Und dann endlich geht der Windpark in Betrieb. Und da kommt dann dieser leidenschaftliche Impuls zu sagen: Es hat Sinn gemacht, es hat sich gelohnt. Der Windpark setzt ein mutiges Zeichen für erneuerbare Energie und unsere Zukunft.
Hatten Sie jemals auch höhere politische Ambitionen?
Ich bin sehr froh, „nur“ Bürgermeister zu sein. In der Gemeinde können wir etwas bewegen. Eine Stufe höher, also auf Landesebene, ist man da viel mehr Zwängen ausgesetzt. Außerdem möchte ich hier, wo ich zu Hause bin, meinen Leidenschaften nachgehen: im Wald oder an der Werkbank mit Holz arbeiten. Leben heißt für mich, das ausleben, was man gerne tut, und das heißt für mich dann auch Mensch sein.
Zur Person
Martin Voggenberger ist seit 14 Jahren Bürgermeister der oberösterreichischen Windpark-Gemeinde Munderfing.