Der Energiewirt, der für Erneuerbare brennt

Porträt Matthäus Gollackner

Windmensch Matthäus Gollackner

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Wenn ein Mann wahrlich erneuerbare Energie im Blut hat, dann ist es Matthäus „Hias“ Gollackner. Schon sein Urgroßvater versorgte am Familien-Erbhof in Eugendorf bei Salzburg den Ortsteil Schwöllern mit der Kraft seines Hausmühlrads am Reitbach und betrieb dazu allerlei landwirtschaftliche Maschinen, etwa zum Dreschen von Getreide oder zur Milchverarbeitung. Bis heute hat Matthäus Gollackner seinen Hof zu einem Kraftwerk umgebaut. Windrad, PV, Biogas und Biomasse – kaum ein erneuerbarer Energieträger, den Gollackner nicht technisch durchforscht und auf seinem Hof installiert hat: „Hias“ Gollackner hat den Umstieg vom Land- zum Energiewirt längst vollzogen.

Vor allem aber ist er ein wahres Urgestein der österreichischen Windkraft-Historie. Von Kindheitsalter an übten Windräder eine Faszination auf Gollackner aus. „Schon als Volksschulkind habe ich im Garten kleine windbetriebene Geräte aufgestellt und später Fahrräder zu Propellern umfunktioniert und Lämpchen betrieben“, erzählt er. Bereits in den 70er Jahren fuhr Gollackner in Europa herum, um so viele Informationen wie möglich zu diesem Thema zusammenzutragen, bis er 1981 schließlich drei Windräder der Marke Brümmer mit 10 kW Leistung erwarb und bei sich am Hof – sowie bei Bekannten in der Umgebung – aufstellte. Schon damals kamen hunderte Leute vorbei, um sich das „Wunderwerk der Technik“ anzusehen, erinnert sich Gollackner. Hans Winkelmeier war einer von ihnen. Die beiden Pioniere verband und verbindet bis heute eine intensive Leidenschaft für die Windenergie, deren Entwicklung in Österreich sie von Anfang an begleitet haben. Neben ihrer Arbeit im Verein Energiewerkstatt waren sie auch Gründungsmitglieder der IG Windkraft und sind bis heute davon überzeugt, dass die Erfolge der Windenergie auf zwei Säulen ruhen: Der Zusammenhalt der Branche und die Freude an der praktischen Umsetzung, auch wenn in frühen Jahren viel Gegenwind aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft entgegengeblasen hatte.

Rückblickend resümiert Gollackner: „Wir haben über die Jahre viele praktische Erfahrungen gemacht und dazugelernt – unter anderem wie wichtig die Windmessungen zur Abschätzung der Windausbeute an zukünftigen Standorten sind.“ Und Gollackner wurde einer der Experten in diesem Bereich. Noch heute verlangen Branchenkenner bei anstehenden Messungen dezidiert nach dem hierzulande wohl langjährigsten Experten für diese Tätigkeit.

„Die Windenergie und ihre Technologie lebt immer mehr auf und ich bin mittendrin.“

Seine eigene Anlage lief etwa 20 Jahre im Inselbetrieb. „Nach mehreren Umrüstungen betreiben wir heute eine AeroCraft mit 1,5 kW Leistung und verwenden sie netzparallel für den Eigenbedarf und zur Notstromversorgung“, sagt Gollackner. Auch wenn mit dem Wind alles begonnen hat, dreht sich das Kleinwindrad an der Hofeinfahrt heute nur mehr als Randerscheinung. Denn der Gollackner Hof hat sich im Lauf der Jahre zu einem erneuerbaren Allround-Kraftwerk entwickelt. 2004 errichtete der Landwirt eine Biogasanlage, in der Wiesengras als Gärsubstrat eingesetzt wird. In diesem ersten „Graskraftwerk“ Österreichs wird noch heute Biogas erzeugt, über ein innovatives Reinigungsverfahren auf Erdgasqualität gebracht und ins öffentliche Erdgasnetz eingespeist. Wieder schuf Gollackner – unter anderem gemeinsam mit seinen drei Söhnen – durch intensive technische Tüftelei eine einzigartige Anlage, die als Vorbild für weitere Biogaswerke dienen könnte. Beim Aufreinigungsverfahren fällt zudem Schwachgas an, womit über eine Mikrogasturbine Ökostrom und – als „Abfallprodukt“ – Biowärme erzeugt werden. 32 Haushalte werden so versorgt, die an ein Fernwärmenetz an- geschlossen sind. Zwischenzeitlich wurde sogar eine Gastankstelle betrieben.

Neben Wind und Gas wird am Hof auch die Energie der Sonne großflächig genutzt. Sämtliche Dächer sind mit PV-Modulen ausgestattet – natürlich von Matthäus Gollackner selbst. Seit den 80ern montiert er österreichweit „neben- bei“ PV-Anlagen. Um den Kreis zu schließen, vertreibt er seit einigen Jahren auch Biomasse-Heizlösungen, ist ausgebildeter Heizungsinstallateur und betreibt einen Agrarservice für Landwirte in der Region. Am meisten aber beschäftigt ihn nach wie vor die Windbranche: Am Tag nach unserem Interview wird er nach Vorarlberg bestellt, am Wochenende nach Rumänien – auch Aufträge in Armenien und Kuba stehen an. „Die Windenergie lebt immer mehr auf und ich bin mittendrin, auch weil ich mit dieser Technologie über die Jahre mitgewachsen bin.“ (Wind-)Stille ist für Matthäus Gollackner noch lange nicht in Sicht: „Auch wenn ich schon im Pensionsalter wäre, ich kann mir ein Leben ohne Arbeit und Werken rund um erneuerbare Energie überhaupt nicht vorstellen.“

Zur Person

Windpionier Matthäus Gollackner hat seinen Hof zu einem Allrounder-Kraftwerk umgebaut.


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Die Serie "Windmenschen" erscheint in unserer Mitglieder-Zeitung "windenergie". Porträtiert werden verschiedene Menschen, die in der Windbranche arbeiten - meist "aktiv", direkt am Windrad.