Sichere Stromversorgung

Kein Kraftwerk ist ausfallsicher, auch die Konventionellen nicht. Daher ist das Stromsystem seit jeher darauf ausgelegt, nicht nur mit Ausfällen von Kraftwerken sondern auch mit Erzeugungsschwankungen umzugehen.

Regelenergie

© Ingo Bartussek-Fotolia
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Ein zentraler Bestandteil einer sicheren Stromversorgung ist die Vorhaltung von Regelleistung, um kurzfristig reagieren zu können, etwa wenn plötzlich weniger Strom als geplant erzeugt wird. Das kann passieren, wenn beispielsweise die geplante Stromerzeugung eines Kraftwerkes durch Prognosefehler überraschend geringer ist oder ein Kraftwerk ausfällt. Dann springen kurzfristig Kraftwerke ein, um zusätzlichen Strom zu erzeugen oder Verbraucher:innen verringern ihren Bezug.
Regelenergie ist auch nötig, wenn plötzlich die Stromnachfrage sinkt, z. B. weil die Nachfrage der Verbraucher:innen zu hoch eingeschätzt wurde oder ein großer Stromabnehmer, wie etwa ein Industriebetrieb wegen Anlagenproblemen ausfällt. Dann fahren Kraftwerke ihre Produktion zurück oder es werden Anlagen eingeschaltet, um überschüssigen Strom zu verbrauchen und das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch wieder herzustellen.

Der Nachteil Fossiler, wie Kohle- oder Atomkraftwerke ist, dass sie unflexibel sind und auch dann Strom produzieren, wenn dieser gar nicht gebraucht wird. Die Erneuerbaren, wie z. B. ein Windkraftwerk, sind in ihrer Produktion flexibel, sie können auf den jeweiligen Strombedarf reagieren. So erhöhen Erneuerbare auch die Versorgungssicherheit, denn fällt ein einzelnes Windrad aus, hat dies im Stromnetz keine schwerwiegenden Folgen. Wohingegen ein Atomkraftwerk, dass plötzlich vom Netz geht, erhebliche Schwankungen im Stromnetzsystem verursacht. Dies auszugleichen ist einerseits mit großem Aufwand und hohen Kosten verbunden. Andererseits bringt ein fehlendes Atomkraftwerk die Spannung im Stromsystem kräftig aus dem Gleichgewicht, was wiederum für viele Anlagen und Verbraucher:innen schnell zum Problem werden kann.

Ausfälle von Kraftwerken kommen sehr oft vor. Zum Beispiel waren am 11. November 2015 alleine in Österreich 3.500 MW Kraftwerke (thermische Kraftwerke und Wasserkraftwerke) nicht in Betrieb. Darunter sind sowohl geplante Ausfälle (etwa für Wartungen) als auch ungeplante Ausfälle (Störungen). Alleine die ungeplanten Ausfälle betrafen an diesem Tag über 1.500 MW Leistung.


Das österreichische Stromsystem ist seit Jahren auch mit dem europäischen verknüpft um solche Ausfälle ohne Nachteile für die Endkonsument:innen auszugleichen. Länder wie Österreich oder Deutschland verfügen nicht nur europaweit, sondern auch weltweit über die sichersten Stromnetze. Die Reserven, um mit Ausfällen umzugehen, werden im europäischen Stromnetz gemeinsam durch alle Länder aufgebracht.

Natürlich ist auch durch die schwankende Stromerzeugung der erneuerbaren Energien Reserveleistung nötig. Sowohl die Windkraft, als auch PV (Stromerzeugung durch Sonnenenergie) sowie die Wasserkraft weisen keine kontinuierliche Stromerzeugung auf. Allerdings ist das österreichische Stromsystem mit Schwankungen im Stromnetz sehr gut vertraut (etwa weil die Verbraucher*innen nicht immer gleich viel Strom verbrauchen oder auch durch die große Anzahl an Wasserkraftwerken).

Zur Windenergie gibt es mittlerweile umfangreiche Studien, die zeigen, dass selbst bis zu einem Anteil von 10 % Windenergie im Stromnetz lediglich ca. 1 % dieser Leistung zum Ausgleich durch andere Kraftwerke benötigt wird (bei über 10 % Windenergie sind es 3 %–5 %). In Österreich wären das derzeit etwa 20 MW. Auch hier ist es notwendig, diese Zahl in Relation zu ungeplanten Ausfällen (wie oben beschrieben) zu sehen.
Der Vorteil von Windkraftanlagen ist, dass durch die vielen kleineren Einheiten diese bei Ausfällen das Stromnetz wesentlich geringer belasten als Gas-, Kohle- oder Atomkraftwerke, wo auf einen Schlag Gigawatt-Leistungen an einem einzigen Ort fehlen.



Unterschiedliche Studien, auch aus Österreich, zeigen darüber hinaus, dass Österreich auch einen viel größeren Windstromanteil leicht mit den bereits bestehenden Pumpspeicherkraftwerken ausgleichen könnte.

Wörter wie Reservekraftwerke oder Schattenkraftwerke werden immer wieder im Zusammenhang mit der Windenergie benutzt, jedoch ist kein Kraftwerk ausfallsicher, auch die Konventionellen nicht.